wieso nicht anfangen, regisseurspezifisch themen bearbeiten
z.b. funny games (musik von naked city btw ) bennys video
ich bin sprachlos beigeistert ob seiner absolut rücksichtslosen?, direkten und ehrlichen weise, auch hinsichtlich arno frischs art, in eben diesen genannten filmen aufzutreten. bin absolut angetan von arno frisch, obwohl seine rollen immer wieder diesen unempathischen typen darstellen, der irgendwie total abartig ist, aber trotzdem etwas extrem menschliches darstellt (gestern zufällig auf arte ebenfalls etwas "daneben" in einem indiefilm gesehen) den man zwar verstehet (weil menschlich) aber trotzdem verachtet. tödlich authentisch.
betreffs haneke kann ich noch die beiden populären "das weiße band" und "cache" sowie die schon etwas ältere und weniger bekannte "das schloss" kafkaadaption empfehlen
"wolfszeit" ist für mich sein schwächster film und über "die klavierspielerin" konnte ich nach 2maligen schauen noch kein richtiges urteil fällen (irgendwas zwischen interessant und unglaublich langweilig)
cool, dass es einen haneke-thread gibt... hab letztes jahr erst angefangen mich mal ausführlich mit ihm zu beschäftigen und bin doch jedes mal wieder fasziniert von der eiskalten präzision und perfektion, die er eigentlich bei jedem film an den tag legt. wolfszeit und bennys video kenne ich noch nicht, die werde ich aber sicher demnächst auch mal gucken. man muss sich ja schon immer auf seine filme einlassen und ein bisschen überwindung ist immer nötig, am schlimmsten vielleicht bei funny games, wo man ja schon weiß was einen erwartet. zum glück ist ein kumpel von mir ähnlich begeistert und so gucken wir jetzt schon seit ner weile regelmäßig zusammen die haneke-filme durch.
am wenigsten zugänglich und auch am wenigsten empfehlenswert fand ich bis jetzt die "das schloss"-verfilmung, die sich ja akribisch an das unvollendete manuskript kafkas hält und deswegen schon ein wenig arg konfus wirkt und natürlich auch keinerlei ende bereithält. so interessant manche szenen sein mögen, ein besonderes vergnügen ist es nicht, den film zu sehen.
funny games (ob nun deutsch oder u.s.) sind filme, die ich bewusst einmal angeschaut habe und nie wieder sehen will. unfassbar quälend, wie ja auch intendiert. ich finde die filme trotzdem sehr wichtig - auch wenn sie gerade da, wo es nötig gewesen wäre, keinerlei wirkung gezeigt haben oder zeigen werden - denn die "intellektuelle elite" die in kleine arthouse-kinos geht, guckt sich eh keine tortureporn-filme an, und fans der letztgenannten filme kommen sicher nicht auf die idee, funny games zu gucken. trotzdem - ich verachte die ganze tortureporn-welle und halte sie tatsächlich auch für gefährlich, weshalb ich ein krasses gegen-statement wie funny games nötig und aller ehren wert finde. natürlich bezieht sich der film (gerade die deutsche version von 97) nicht ausschließlich auf gerade tortureporn, sondern auf gewalt in den medien allgemein, aber ich kann mir vorstellen, dass einer der gründe für das remake, die u.s. version, durchaus diese widerliche neue film-welle gewesen sein dürfte.
in die gleiche sparte "genial, aber fast nicht auszuhalten" fällt auch "71 Fragmente einer Chronologie des Zufalls", in dem sehr distanziert alle möglichen erklärungsversuche für ein blutbad (auf das man als zuschauer unaufhaltsam zusteuert) beleuchtet werden. inklusive quälend langer einstellungen - jeder, der den film gesehen haben, wird die pingpong-szene wohl nicht vergessen.
caché wirkt wie eine art rationalerer "lost highway" (hat ja auch durchaus einige anlehnungen) und finde ich unbedingt empfehlenswert. es ist schon bemerkenswert, wie haneke mit so ganz anderen mitteln als lynch eine ähnliche intensität kreieren kann - als bestes beispiel kann das viele licht und das viele weiß gelten, während bei lynch zur entfaltung des horrors immer auch eine uneinsehbare, dunkle ecke in fast jeder einstellung gehört. und ich war wahnsinnig froh, dass ich den film auf dvd und nicht im kino gesehen hab, so dass ich mir die letzte szene direkt nochmal anschauen konnte...
zum weißen band muss man nichtmehr so wahnsinnig viel sagen denke ich, den hat ja spätestens dank der oscarnominierung eh jeder gesehen. auch wenn es meiner meinung nach nicht der beste haneke-film ist, ist es doch wohl der beste deutsche film des letzten jahrzehnts.
so sehr ich mich überwinden muss seine filme zu sehen, ist haneke doch zu einem meiner absoluten lieblingsregisseure geworden - sein stil ist so einzigartig und zwingend und trotz aller bedächtigkeit und kälte absolut direkt emotional ansprechend.
I gave up half my heart and you gave a half-hearted shrug
echt, ich fand funny games die schlimmsten filme, die ich bis jetzt gesehen hab. nichtmal requiem for a dream hat mich so leiden lassen. ich habs tatsächlich kaum ausgehalten, aber vllt bist du da abgehärteter
danke für den tipp mit dem siebenten kontinent, den kenne ich auch noch nicht!
I gave up half my heart and you gave a half-hearted shrug
Naja, gerade diese Distanzlosigkeit seiner Filme wird ihnen doch sogar ab und an zum Verhängnis. Es sind gerade seine stärksten Filme (CACHÉ, CODE:UNBEKANNT, z.B.), die einen nicht nur versuchen moralisch-emotional zu überwältigen, die mir näher liegen, als diese doch um ihre Intensität zu sehr bewussten, und damit etwas unsympathischeren Filme.