daher höre ich gerade: NoMeansNo - All Roads Lead to Ausfahrt
Alter Schwede (öh Kanadier)! Nachdem am 30.06. im Bielefelder Kamp die kanadischen Weakerthans mit ihrem Pop-Folk-Punk wieder einmal bestens, aller bestens unterhielten und schon einmal auf den näxten kanadischen Punkabend einstimmten war meine Laune aller bestens. Gespannt war ich ob die "älteren" Herren die bei NoMeansNo musizieren noch immer die Ausnahmeband des Punks sind. Sind sie. Ohne wenn und aber. Musikalisch - technisch sind sie ja bekannterweise in einer ganz anderen Liga als die meisten in ihrem Genre. John Wright, das "Nesthäkchen" mit seinen zarten 48 Jahren, gilt nun mal als einer der besten Drummer der Welt. Nicht nur im Punk. Z.B. behauptet bis heute ein gewißer Herr Grohl das sein größter Einfluß John Wright sei und er sich sehr glücklich schätzen würde, seine Klasse zu erreichen. Nu ist sein Bruder, der Alterspräsident des Trio's, Rob (inzwischen 56 Jahre) an seinem Hauptinstrument Bass nicht schlechter und nicht bedeutungsloser. Sein harter, sehr rauher Stil ist sehr am Gitarrenspiel angelehnt, er nutzt auch ausschließlich Gitarrenamps, ebenfalls ist sein Tempo mitunter Atemberaubend. Einzig Les Claypol dient da als Referenz. Tja dann wäre da noch der "Halbbruder" Tom Holliston alias Tommy Hanson an der Les Paul, ein Gitarrist der Sondergüte. Er spielt eine sehr klassische Indie geprägte schwebende Gitarre mit vielen Noise Effekten und allerhand experimentellen Spielereien. Bewundert von nirgend weniger als beispielsweise John Frusciante oder Larry LaLonde. Der aufmerksame Leser wird feststellen, das ich schon wieder Primus als Referenz anführe. Das hat seinen Grund. Der Sound, so unterschiedlich er auch sein mag, hat viele Ähnlichkeiten. Naja egal.
Es geht nun um das Konzert im Bielefelder Forum am 01.07. von NoMeansNo. Das Forum war ziemlich voll, trotz oder gerade weil es der 4. Besuch der Band seit Dezember 2007 hier war. Die Vorband Dead Class aus Irland boten handfesten Punkrock, das aufregendste war der Sänger, dessen Stimme eine sehr hohe Jello Biafra Ähnlichkeit aufwies, ein Dead Kennedys Cover kredenzten sie uns aber nicht. Gut angekommen sind sie allemal. zum Aufwärmen war das sehr geeignet.
Nach recht kurzer Umbaupause kamen dann NoMeansNo auf die Bühne, entspannt, aufgekratzt, bestens gelaunt. Und es ging gleich mit einem Kracher los: Land of the Living von ihrem 1993er Meisterwerk "Why Do they Call me mr Happy? " Die Stimmung war dementsprechend sofort da. Das Publikum ging von Anfang an mit. Es wurde viel gescherzt mit dem Publikum. Es wurden die Daumenschrauben angezogen. Es ging ab. Es wurde improvisiert. Es wurde gejammt. Punk ging über in Prog, oder in Funk oder in Jazz oder in Rock oder oder oder. Es wurde Spielfreude ausgelebt. Es wurde das Publikum aufgefordert den Takt durchzuzählen. Es wurde miteinander ein Abend gefeiert. Es war beeindruckend wie die 3 auf der Bühne Musik entwerfen, verändern, weiterführen, blind sich verstehen. Nach 75 Minuten gingen sie von der Bühne, der Saal tobte wie (vielleicht) noch nie. Ich stand recht weit vorne, so 10. Reihe etwa. Ich blickte mich mal um. Selbst ganz hinten, selbst auf der Treppe standen Leute und jubelten und schrien und pfiffen. Die Stimmung war einzigartig. Auch weil sie ungemein freundschaftlich (keine Ahnung wie ich das anders ausdrücken soll) untereinander war. Da waren nur Leute die eine Band sehen wollen und lieben und die anderen die da sind wollen das auch. Es gab nie, nie irgendwo ein durchgedrücke, ein Weggeschiebe, wurde beim pogen mal jemand übel getroffen der eher der ruhigere Zuschauer war wurde ne freundliche Geste als Entschuldigung gebracht die Reaktion war dann ein Lachen. Ich sprach noch mit so einigen nach dem Konzert die sonst wo standen, alle fanden das genauso. Krasse Atmosphäre, im positiven Sinne. Nun gut. Es kamen die Zugaben. Es ging los mit The River. Mein absoluter Lieblingssong. Und nicht nur meiner. Spielen sie aber selten. Dementsprechend war nun der Siedepunkt absolut überschritten, das Forum kochte. Nach einer 3/4 Stunde Zugaben, also 2 Stunden insgesamt war Schluß - dachten alle. Nö. Geschlagene 10 - 15 Minuten skandierte das Forum trotz Saallicht und Musikbeschallung NO-Means-No NO-Means-No NO-Means-No Was eine Gänsehautatmosphäre. Also kamen sie noch mal wieder spielten nochmal just Madness and Death mit anschließenden Happy Bridge und ich dachte ich sei im Himmel. Dann gingen sie von der Bühne mit dem Abschiedsgruß bis bald. Und nun durften sie. Wir alle tranken noch ein, zwei Bier, ließen unsere verschwitzen Körper auskühlen und versuchten dieses verdammt - dämliche Grinsen aus dem Gesicht zu bekommen. Es ist die Ausnahmeband des Punk. Keine Frage. Auf gar keinen Fall.
Meine persönlichen Highlights in einem durchgehend großartigen Konzert: The River The lsand Of Living I Need You > Oh, No! Bruno (als ein's gespielt, immer hin und her switschend, kann man sich vorstellen wie das einen durcheinanderwirbelt? [ http://www.youtube.com/watch?v=vCI-yor9bUo&feature=related > http://www.youtube.com/watch?v=hQLFpJuZ8zI Hammer !!!) Kill Everyone Now Madness And Death>Happy Bridge
(also fast alle Highlights des Überalbum Why Do They...)
Dies war mein, keine Ahnung, 7,8.? NoMeansNo Konzert. War es das beste? Ja, glaube schon, wäre auch logisch. Die werden einfach immer immer besser. Und das von einem verdammt hohen Startniveau aus.
Und immerhin - Bielefeld ist in den letzten Tagen mal ein bisschen seinen längst verstorbenen Ruf als Rockcity wieder gerecht geworden. (Inclusive TV Snow, This Will Destroy Wou, Weakkerthans, NoMeansNo Aber wenn das mal kein Strohfeuer war...